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Deutsch-Französische Gesellschaft Bochum-Ruhr e.V.

Mont_Saint-Michel. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Mont_Saint-Michel_Msm16.jpg Der hochladende Benutzer war Offenberg@gmx.de

Pendeln zwischen der Normandie und der Bretagne

Am Sonntag war Flohmarkt – Brocante – in Avranches. Das haben wir uns geschenkt wegen des Wetters – es war nicht sehr einladend – und weil wir unseren Hunden nicht das Gewimmel von Beinen zumuten wollten.

Wir sind stattdessen wieder an die Küste gefahren, diesmal etwas weiter als Courtils nach Saint-Jean-le-Thomas, eine ausladende Bucht mit Strand zu einer Seite und Felsen zur anderen. Hunde sollen angeleint sein, aber fast alle Hundebesitzer*innen ließen ihre Hunde frei laufen – bis auf 3-4 Personen wollte niemand ins Wasser oder sich am Strand aufhalten, es war doch zu kalt. (Foto: E. Haase)

Unsere Hunde haben es genossen, ganz besonders Yoko, die Wasser liebt (Muck nur zum Trinken, dann steht er gerne auch bis zum Bauch im Wasser). Die Vorschriften, ob Hunde angeleint sein müssen oder ob sie an den Strand dürfen, regelt jede Kommune für sich, das heißt dann, jedes Mal alle Schilder sorgfältig lesen, was erlaubt ist.

Montag haben wir einen Ausflug nach Dinan gemacht – und sind begeistert! Eine wunderschöne Stadt mit vielen alten Fachwerkhäusern, einem Schloss, Festungsmauern, 2,7 km lange Wehrgänge und trotz der vielen Tourist*innen eine Stadt, in der man gerne leben möchte. Wir schlendern durch die relativ kurze Fußgängerzone, viele kleine Geschäfte, natürlich auch jede Menge Souvenirs z.B. Caramel au beurre salé, Galettes, Far breton, bretonische Becher und Bols (Schale vor allem für den morgendlichen Café au lait) etc., etc.

Es nieselt hin und wieder, aber es stört uns kaum, es macht einfach Spaß, durch die Straßen dieser Stadt zu gehen. (Foto: E. Haase)

Wir gehen eine kleinere Straße hinunter – es war uns nicht bewusst, dass Dinan auf einer Anhöhe liegt… das stellen wir erst später fest, als wir am Hafen anlangen nach vorsichtigem Gehen auf dem groben Kopfsteinpflaster, d.h. es ist kein Kopfsteinpflaster, sondern mindestens doppelt so große d.h. es ist kein Kopfsteinpflaster, sondern mindestens doppelt so große d.h. es ist kein Kopfsteinpflaster, sondern mindestens doppelt so große Steine, unregelmäßig auf der steilen Straße verteilt. (Foto: E. Haase)

An jeder Biegung hoffen wir, unten – wo auch immer – zu sein, aber es geht weiter und weiter und wir, unten – wo auch immer – zu sein, aber es geht weiter und weiter und weiter. Endlich, endlich haben wir die Rue du Jerzual geschafft und sind am Hafen von Dinan, am Fluss Rance. (Foto: E. Haase)

Viele Segelboote, darunter auch viele große Boote, Cafés und Restaurants am Rand der Straße, eine schöne Atmosphäre. (Foto: E. Haase)

Wir haben keine große Lust, dieselbe Straße hochzugehen, weil man aufpassen muss, dass man nicht stolpert. Wir finden ein paar Meter weiter, neben dem Viadukt, einen Fußweg in Serpentinen den Abhang hinauf, auch anstrengend, aber doch einfacher zu bewältigen als die – zugegeben schöne – Rue du Jerzual mit ihren vielen kleinen Kunstgewerbeläden. –

Dann wird der Regen stärker und wir machen uns wieder auf den Heimweg. Mit einem Schlenker durch Combourg. Ein kleiner Ort mit einem großen Schloss. Interessant. Später lese ich, dass Chateaubriands Vater Graf René Auguste de Chateaubriand dieses Schloss 1761 erworben hatte. Der Dichter selbst hatte keine guten Erinnerungen an die Zeit in Combourg, vor allem das Phantom einer schwarzen Katze machte ihm Angst (https://www.bretagne35.com/partez-a-la-decouverte-de-lille-et-vilaine/culture-et-patrimoine/le-chateau-de-combourg/).

Es regnet und es regnet und es regnet. Wir bleiben in der Wohnung und lesen. Am Abend fahren wir noch einmal nach Avranches ins Restaurant Chez Wiwi; auf dem kurzen Weg später zum Auto werden wir alle vier klatschnass.

Dienstag ist Einkaufstag, wir kaufen natürlich für abends etwas beim Traiteur. Wir sehen uns noch ein paar Straßen an, die wir noch nicht kennen. Und sind auf einmal an der früheren Wehranlage. Mit einem schönen kleinen Garten nach mittelalterlichem Vorbild. –

In der umgebauten Burg/ Verteidigungsanlage am Place d’Estouteville „wurde ein modernes Museum errichtet. Hier werden Manuskripte und Frühdrucke aufbewahrt und z. T. gezeigt, die aus der Abtei Mont Saint Michel gemäß einem Dekret der Revolutionsverwaltung 1791 der Stadt Avranches übergeben wurden und mit weiteren Manuskripten, die bereits vorhanden waren und aus anderen umliegenden Kirchen während dieser Zeit hierher verbracht wurden, zu einer der bedeutendsten Manuskriptbibliotheken Frankreichs vereint wurden.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Avranches) im 2. Weltkrieg wurde die Stadt stark bombardiert. Erst am 31.7.1944 gelang der Avranches Durchbruch (Eigentlich Operation Cobra; „Mancherorts wird das Ereignis auch als Durchbruch bei Avranches bezeichnet, wobei der Durchbruch tatsächlich bei Saint-Lô stattfand https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Cobra).

Foto: E. Haase

Wir fahren nach St. Quentin-sur-le-Homme, dort soll es ein Restaurant geben. Mal sehen, was es für einen Eindruck macht. Es sieht gut aus und die Speisekarte ebenfalls. Bevor wir uns entschließen, wo wir am letzten Abend in Juilley essen gehen, fahren wir noch nach Ducey. Dort soll es sogar drei oder vier Restaurants geben. Gibt es, sehen aber eher nach Schnellimbissen oder Pommes-Buden aus. Ducey ist damit gestrichen. Aber es war Markt, die letzten Marktstände werden abgeräumt, bis auf zwei Wagen, einer mit „Fish and Chips“ – eher ungewöhnlich, der andere mit Crêpes und Galettes. Wir entscheiden uns für eine Galette mit Käse. Galettes bretonnes werden mit Buchweizenmehl gemacht und meist pikant gegessen mit Käse, Schinken, Wurst etc. Unsere Galette schmeckt köstlich!

Mittwoch regnet es morgens nicht, wir wollen noch einmal nach Dinan fahren, einfach, weil es uns so gut gefallen hat. Wir haben Glück, es regnet nicht und Dinan ist noch viel schöner als beim ersten Mal. Und so geschichtsträchtig. Ich muss gestehen, dass ich herzlich wenig Ahnung von der Geschichte der Bretagne oder der Normandie habe; der Name der Herzogin Anne – la Duchesse Anne de Bretagne – war mir geläufig, hier sehe ich sie viele Male. Ich erinnere mich an das Lied „C’était Anne de Bretagne, duchesse en sabots“ und lese nach, was es mit ihr auf sich hatte (Cette belle image de noble paysanne, fière de sa terre et de sa culture, n’est pourtant qu’une légende. En réalité, par ses deux mariages successifs avec les rois de France Charles VIII et Louis XII, Anne amena bien le rattachement de la Bretagne à la couronne. https://www.lhistoire.fr/c%C3%A9tait-anne-de-bretagne-duchesse-en-sabots). Sie war nicht nur Herzogin der Bretagne, sondern durch Heirat auch Königin von Frankreich, von Sizilien und von Jerusalem. Sie wurde in Latein, Griechisch, Französisch, Bretonisch und Hebräisch unterrichtet – alle Achtung! Und sie hatte ein ziemlich bewegtes Leben, finde ich. Interessant zu lesen z.B. auf https://meinfrankreich.com/anne-de-bretagne/.

Und Dinan, eine der meistfotografierten Städte Frankreichs, 3 km Stadtmauern, viele Fachwerkhäuser, war die Stadt, in die sich Anne de Bretagne nach dem Tod ihres Mannes, König Karl VIII, zurückzog. (Wunderschöne Fotos z.B: https://www.bretagne-reisen.de/reiseziele/die-10-reiseziele/cap-frehel-saint-malo-bucht-des-mont-saint-michel/dinan/) Dinan lohnt sich, am besten natürlich ohne Regen. Bevor wir wieder abfahren, kaufen wir noch bretonisches Gebäck, Crème caramel au beurre salé und 2 dicke Artischocken, freundlicherweise bereitet man uns auch noch eine Vinaigrette zu, weil wir armen Touristinnen gar nichts im Hause haben.

Wir fahren nach Hause; ich stelle mal wieder fest, dass es sehr viele Hinweisschilder nach Dol de Bretagne gibt. Hm, nie gehört, also nachsehen: Dol war „die frühere Hauptstadt der Bretagne. In der Mitte des 9. Jahrhunderts unter dem hl. Samson (bretonisch: Sant Samzun a Zol) als eines der sieben Gründungsbistümer der Bretagne entstanden, war es bis zur Französischen Revolution Sitz eines Erzbistums und entsprechend bis in das 16. Jahrhundert auch Ziel des Tro-Breizh, einer der bedeutendsten mittelalterlichen Wallfahrten. (…) Die aus Dol stammende Familie FitzAlan (fils d’Alain) wanderte Anfang des 12. Jahrhunderts nach England aus, wo sie durch Erbe 1291 den Titel Earl of Arundel erhielt, und in einer anderen Linie weiter nach Schottland, wo sie bereits vor 1150 das erbliche Amt des Lord High Steward erwarb und ab 1371 als Haus Stuart den schottischen Königsthron bestieg; 1603 wurden die Stuarts auch Könige von England und Irland; sie regierten Großbritannien mit einer Unterbrechung bis 1714.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Dol-de-Bretagne Und auf dieser Wikipediaseite ist auch der Menhir du Champ Dolent abgebildet, ein Hinkelstein, den Obelix ohne Probleme hochgestemmt hätte… – Wieder was gelernt.

Abends essen wir mit großem Wohlbehagen unsere Artischocken, dazu ein Glas (oder auch zwei oder drei) Wein aus der 5-Liter-Box.

Unser letzter Tag in Juilley – wir wollen auf dem Rückweg noch in Bayeux ins Museum. Wir machen eine Runde mit Yoko und Muck, vertilgen beim Frühstück die letzten Reste Käse, ziehen die Betten ab, räumen auf, packen. Und beschließen, noch ein oder zwei Orte in der Nähe zu besuchen, die wir nicht kennen.

Wir fahren nach Fougères, ca. 40 km südlich von unserem Gîte entfernt. Und wir sind begeistert! Nicht gleich bei Ankunft, weil es sehr stark regnet. Wir warten bei einem Café crème, bis es wieder trocken ist. Der Ort liegt auf einem Hügel, wir sehen eine Reihe von alten Häusern, ganz nett, aber nicht sehr beeindruckend. Aber ein Jardin public gefällt uns sehr. Übrigens sind an einer Stelle viele verschiedene Farne angepflanzt – la fougère = der Farn. (Foto: E. Haase)

Wir haben gute Sicht auf das Tal und: die Schlossanlage auf dem gegenüberliegenden Hügel. Ein Riesenschloss! Wir gehen durch den wunderschönen Garten bis in die Ebene und dann gelangen wir in eine Art Dorf rund um die Schlossanlage. Fougères gehört zum Département Ille-et-Villaine, eines der vier bretonischen Départements, und war Grenzfestung zu Frankreich. (Foto: E. Haase)

Letzte Aufräumarbeiten und dann wollen wir unseren Aufenthalt mit einem guten Dîner beenden. Wir fahren nach Saint-Quentin-sur-le-Homme, ca. 10 km entfernt, dort essen wir im Restaurant Le Gué du Holme – edle Umgebung, sehr nette und aufmerksame Bedienung und hervorragendes Essen – ein guter Abschluss unseres Urlaubs. (Foto: E. Haase)

Am nächsten Tag verstaut Marion sehr geschickt unser Gepäck, das sich auf wundersame Weise vermehrt hat. Letztes Gespräch mit M. Maillet und dann geht es los – erst zur nächsten Station: Bayeux, ca. 100 km, wir wollen vor allem den 70 m langen und 50 cm hohen Wandteppich sehen: die Darstellung der Eroberung Englands durch den Normannen Wilhelm den Eroberer, beendet durch die Schlacht von Hastings 1066. Ein individueller Audio-Guide erläutert jede der einzelnen Szenen. Sehr, sehr beeindruckend!

Wir sehen uns die Kathedrale an – ein Meisterwerk romanischer und gotischer Architektur. Und laufen ein wenig durch den Ort.
Bayeux gefällt uns. Und ein Parkplatz ohne Ticket: das Kfz-Kennzeichen wird elektronisch erfasst, bezahlt wird mit Eingabe des Kfz-Kennzeichens der angezeigte Betrag bar oder mit Bank-/Kreditkarte. Ganz schnell, ganz einfach…

Foto: E. Haase

Die Nacht werden wir in Rouen verbringen, wir haben ein Hotel nicht weit von der Altstadt mit abschließbarer Garage – wir werden gewarnt, nichts im Auto zu lassen, wenn wir es auf der Straße abstellen. Und dann gehen wir ins Zentrum und sind restlos begeistert: obwohl auch Rouen im 2. Weltkrieg bombardiert wurde, sind 2000 mittelalterliche Fachwerkhäuser erhalten geblieben. Die Altstadt ist einfach schön, es ist ein lauer Abend, die Tische der Bars und Restaurants draußen sind voll besetzt, eine wunderbare leichte Atmosphäre, nur die Bedienung trägt Maske… Das Leben ist schön!

Foto: E. Haase

Vor der Abreise machen wir noch einen kurzen Rundgang mit unseren Hunden am Quai de la Seine. Große Tafeln mit Informationen über Rouen, an einer Stelle eine kleinere Tafel mit der Nachbildung eines Bildes von Camille Pissarro ‚An der Seine bei Rouen‘.

Foto: E. Haase

Für Samstag hatten wir eine Besichtigung von Mons und von Le Grand Hornu, Belgien, geplant. Wir geben auf – es regnet, es schüttet ohne Unterlass. Wir fahren bis zu unserer Unterkunft in Corroy-le-Château, im „Au trou perdu“ haben wir ein Chambre d’hôte reserviert. Wir werden bereits erwartet, unser Gepäck wird in die 1. Etage hochgetragen, wo wir über Nacht bleiben. Nicht nur ein B & B, nein, ein Apartment – ein großes Schlafzimmer mit einem sehr breiten Doppelbett und TV, ein Raum mit Sofa und Sessel und einem zweiten TV und ein großes Badezimmer. Hand- und Duschtücher bis zum Abwinken, Shampoo, Seife, Duschhaube etc. – was wünscht man sich mehr?!

Unsere Gastgeber bieten uns an, auf unsere Hunde aufzupassen, wenn wir sie nicht ins Restaurant mitnehmen können. Restaurant – gar nicht so einfach, im kleinen Ort Corroy-le-Château gibt es keins, wir telefonieren mehrere an – Samstagabend, alles ausgebucht. Wir können schließlich einen Tisch im chinesischen Restaurant Dynasty in Gembloux reservieren. Eigentlich werden Hunde nicht akzeptiert, aber wenn man sie nicht sieht und wenn sie nicht bellen, können wir sie mitbringen. Ein schönes Restaurant, nicht vergleichbar mit sonstigen chinesischen Restaurants. Und vorzügliches Essen!

Foto: E. Haase

Der Sonntag startet sehr gut: ein reich gedeckter Frühstückstisch mit allem, was man sich zum Frühstück wünscht. Und viel zu viel für nur zwei Personen… (Foto: E. Haase)

Wir bedanken uns für diesen unerwartet schönen Aufenthalt und machen uns auf den Rückweg. Wegen des regnerischen Wetters keine Besichtigung in Namur, z.B. der Zitadelle, eine der größten Festungsanlagen Europas. Und dann kommen wir am frühen Nachmittag wieder in Bochum an.

Und was habe ich vergessen zu erwähnen: wir sind durch sehr viele gepflegte Dörfer gefahren, die von einem gewissen Wohlstand zeugen; wir haben Friedhofsmauern gesehen, die mit Blumenkästen geschmückt waren; wir haben uns geärgert, weil Marion ihr E-Hybrid-Auto nicht aufladen konnte: der Stecker passte in keine der drei verschiedenen Steckdosen; wir haben einmal einen Reispudding probiert, der – in verschiedenen Varianten – offensichtlich eine der traditionellen Süßspeisen ist; wir haben bedauert, dass wir keinen frischen Fisch oder Krebse oder Muscheln mitnehmen konnten; wir haben zwar Lammkotelett gegessen, leider nicht vom pré-salé Lamm, aber wir haben die Lämmer, den Mont St. Michel in der Ferne, auf den Salzwiesen grasen sehen; wir haben die Hinweisschilder auf die vielen Soldatenfriedhöfe gesehen, aber keinen besucht; M. Maillet hat uns eine große Tüte mit Walnüssen von seinem Walnussbaum mitgegeben – er verträgt diese Nüsse nicht; und er baut weiter an seinem Manoir: es wird irgendwann eine weitere Ferienwohnung entstehen für max. 8 Personen, jetzt steht dort noch unter einer Plane ein 10 Jahre alter BMW, den er nur für wichtige Fahrten nutzt.

Und nun fällt mir nichts mehr ein.


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