Die Bergarbeitersiedlung Teutoburgia in Herne

Hans-Georg Bosshardt

Zweiter Bericht im Projekt “Wir zeigen Euch unsere Region”

Die Gartensiedlung Teutoburgia ist sicherlich „Eine der schönsten ehemaligen Bergarbeitersiedlungen im Revier“ behauptet die Stadt Herne völlig zu Recht (%C3%Bcrdigkeiten/Teutoburgia-Siedlung/).

Der vorliegende Text ist als Hintergrundinformation für einen Spaziergang durch die Siedlung gedacht. Ein ganz besonderes Vergnügen macht dieser Spaziergang abends während der Adventszeit: Die Häuser sind dann sehr individuell und kreativ mit bunten Lichterketten geschmückt.

Der Bericht bietet folgende Informationen:

  • Kurze Geschichte der Zeche und Siedlung
  • Architektur
  • Denkmalschutz
  • Energieversorgung
  • Kunstwald Teutoburgia
  • Quellenverzeichnis

Kurze Geschichte der Zeche und Siedlung

Der Bochumer Verein Bergbau und Gussstahlfabrikation hat 1907 die Abbaurechte an dem Grubenfeld und die umliegenden Ländereien des früheren Schlosses Schadeburg erworben. Im selben Jahr wurde mit dem Bau des Schachtes und dem Aufbau der Bergarbeitersiedlung begonnen. Im Jahr 1910 erreichte die Schachtanlage Kohle führende Schichten und ab 1911 wurde die Förderung mit 220 Bergleuten begonnen. Im ersten Bauabschnitt 1909 zogen 120 Familien in 51 Neubauten ein (s.a. Zweyer, 2010; Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebiets: ).

Vor dem ersten Weltkrieg wurde die Siedlung ständig erweitert. Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Teutoburgiahof angefügt, in dem mehr Wohnungen auf zweieinhalb Geschosse verteilt waren. Die Wohnungen waren einfacher ausgeführt als die Siedlungshäuser und sie lagen dichter beieinander . Während die Siedlungshäuser im Zechenbesitz waren, war die Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten (Bergmannssiedlung/THS) Eigentümerin des Teutoburgiahofes (Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebiets. 029_Standortbeschreibung_Herne-Boernig: ).

Nach Stilllegung der Zeche Teutoburgia im Jahre 1925 hat die nahe liegenden Zeche Erin das Grubenfeld übernommen und den Schacht von Teutoburgia zur Bewetterung und Seilfahrt weiter benutzt. Während des zweiten Weltkriegs wurde auf Teutoburgia wieder Kohle abgebaut und über Erin ausgefahren. Außerdem war auf dem Zechengelände ein Zwangsarbeiterlager untergebracht. Nach dem zweiten Weltkrieg und nach einem weiteren Besitzwechsel der Zeche wurden ab 1983 fast alle Zechengebäude bis auf das Maschinenhaus und das Fördergerüst abgerissen und der Schacht verfüllt (Zweyer, 2010).

Foto: Bernd Hagen

Im Jahr 1955 wurde die VEBA (Vereinigte Elektrizitäts- und Bergwerks AG) Besitzerin der Siedlung. 1983 sicherte die VEBA Wohnstätten AG den Bewohnern Dauerwohnrecht zu, und dass kein Abriss der Siedlung geplant sei. Die Sanierung der Siedlungshäuser begann 1988. Seit 1989 steht der Teutoburgiahof und seit 1992 die ganze Siedlung unter Denkmalschutz (Zweyer, 2010). Heute sind große Teile der Siedlung im Besitz der Wohnungsgesellschaft Vonovia (s. Pressemitteilung der Vonovia vom : ).

Architektur

Der Architekt Otto Berndt hat die Siedlung nach dem Vorbild englischer Gartenstädte konzipiert. Die Bergarbeiter der Zeche wohnten preiswert in den gesunden Wohnungen der Zeche. Jedes Haus bietet Zugang zu einem eigenen Nutzgarten zur Selbstversorgung. Auf der der Straße zugewandten Seite gehört zu jedem Haus auch ein Vorgarten. Das ursprünglich genossenschaftliche Prinzip englischer Gartenstädte wurde in der Siedlung Teutoburgia allerdings nicht umgesetzt ().

In dieser Siedlung unterscheiden sich alle Häuser und bilden dennoch eine Einheit. Der Eindruck einer Einheitlichkeit ergibt sich daraus, dass nur vier Grundtypen von Häusern verwendet wurden. Der Abwechslungsreichtum und die Vielgestaltigkeit entsteht dadurch, dass die Grundtypen mit unterschiedlichen Dachformen, Gauben, Erkern und Formen von Eingängen kombiniert wurden. Auf diese Weise gleicht kein Haus dem anderen und sie alle bilden dennoch zusammen eine Einheit.

Foto: Hans-Georg Bosshardt

Insgesamt besteht die Siedlung aus 136 Gebäuden 459 Wohneinheiten für über 1400 Bewohner. Die Häuser bieten Wohnungen für zwei oder vier Familien. Vereinzelt kommen auch Reihenhäuser und Häuserblocks vor.

Die zentrale Straße der Siedlung ist die Baarestraße. Sie ist nach Fritz Baare benannt, der während des Aufbaus der Zeche Teutoburgia Vorsitzender des Bochumer Vereins (Zweyer, 2010) gewesen ist. Die Baarestraße führt als breite Allee auf geradem Wege direkt zu dem früheren Werktor der Zeche. Heute existiert das Tor nicht mehr. Die übrigen Straßen der Siedlung führen in Bögen nach beiden Seiten von der Baarestraße weg und umfassen weitere Häusergruppen.
Foto: Hans-Georg Bosshardt

Denkmalschutz

Die Gestaltung der Häuser, Gärten und des Hausinneren unterliegt heute strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Die Stadt Herne möchte das ursprüngliche Erscheinungsbild der Siedlung erhalten und die zukünftige Entwicklung steuern. Dazu hat die Stadt Herne die äußere Gestaltung der baulichen und sonstigen Anlagen im Bereich der Bergarbeitersiedlung „Teutoburgia“ in einem Gestaltungshandbuch detailliert festgelegt ().

Energieversorgung

Aus der Pressemitteilung der Firma Vonovia vom 17. 6. 2019 () geht hervor, dass die Energieversorgung der Siedlung zumindest bis 2031 durch das Grubengas der Zeche Teutoburgia gesichert ist. Obwohl die Zeche bereits 1925 stillgelegt wurde, gibt Vonovia an, dass seit 1991 das Grubengas der früheren Zeche für die Wärmeversorgung der gesamten Siedlung genutzt werde. Vonovia teilt mit, dass „Die Wärmeversorgung erfolgt aus dem Heizwerk Kohlenstraße in Herne mit Hilfe zweier Gaskesselanlagen sowie einem Grubengas-Blockheizkraftwerk.“

Kunstwald

Am Nordrand der Siedlung auf dem ehemaligen Zechengelände wurde auf Initiative des privaten Fördervereins Teutoburgia ein Kunstprojekt realisiert. Der Klangkünstler Christof Schläger hatte Ende der achtziger Jahre den Förderverein gegründet, dessen Ideen vom Kommunalverband Ruhrgebiet ((KVR) 1993 mit einem Wettbewerb aufgegriffen und in die Tat umgesetzt wurden ().

Es wurden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die vorschlagen sollten, auf welche Weise sich ihre Kunstwerke auf den historischen Ort beziehen, und wie sie sich in die Natur des Geländes einfügen. Die künstlerische Konzeption des Kunstprojektes und seine Geschichte sind sehr anschaulich in der kostenlosen Broschüre „Kunst Wald Teutoburgia“ dargestellt :().

Foto: Hans-Georg Bosshardt

Foto: Hans-Georg Bosshardt

Von einem Spaziergang durch Siedlung und Kunstwald hat Westart (WDR) einen Video-Clip von nur eineinhalb Minuten gedreht, der sehr viel Lust darauf macht, sich ein eigenes Bild zu machen.

Teutoburgia im Advent (2019)
Foto: Bern Hagen

Quellenverzeichnis

Englische, deutsche und weltweite Gartenstadtbewegung:

Gartenstadt Kunstwald Teutoburgia:

Gestaltungshandbuch der Stadt Herne vom September 2017:

Kunst Wald Teutoburgia (Broschüre):

Kunstwald Teutoburgia :

Kunstwald Teutoburiga: Westart vom 7. 11. 20 (WDR)

Pressemitteilung der Vonovia vom :

Siedlungskultur in Quartieren des Ruhrgebiets:

Stadt Herne:
%C3%BCrdigkeiten/Teutoburgia-Siedlung/

Zweyer, J. (2010). Teutoburgia. In R. Priorr (Hrsg.), Vor Ort. Geschichte und Bedeutung des Bergbaus in Herne und Wanne-Eickel (S. 120-129). adhoc Verlag.